Dienstag, 23. August 2016

Recht haben wollen bei einem Streit - Eckhart Tolle

Selbst etwas so Triviales und »Normales« wie das zwanghafte Bedürfnis, bei einem Streit Recht zu behalten
und dem Kontrahenten klar zu machen, dass er Unrecht hat - die Verteidigung der Geisteshaltung, mit der du dich identifizierst - ist durch die Angst vor dem Tod begründet.

Wenn du dich mit einer geistigen Einstellung identifizierst und merkst, dass du im Unrecht bist,
erhält dein Selbstgefühl, das sich auf dein Denken gründet, einen vernichtenden Schlag.
Als Ego kannst du es dir also nicht leisten, Unrecht zu haben.
Unrecht zu haben heißt sterben.
Daran haben sich Kriege entzündet, sind zahllose Beziehungen zerbrochen.

Sobald du aufhörst, dich mit deinem Denken zu identifizieren,
spielt es für dein Selbstgefühl überhaupt keine Rolle mehr,
ob du im Recht oder im Unrecht bist,
und das starke, zwanghafte, tief unbewusste Bedürfnis, Recht zu behalten,
das eine Form von Gewalt darstellt, ist wie weggeblasen.

Dann kannst du klar und deutlich sagen, was du empfindest oder denkst,
ohne dabei aggressiv zu werden oder eine Abwehrhaltung einzunehmen.
In diesem Fall entspringt dein Selbstgefühl nicht deinem Denken,
sondern einer tieferen Wahrheit in deinem Innern.

Achte auf jede Form von Abwehrhaltung in deinem Innern.
Was verteidigst du eigentlich?
Eine trügerische Identität, eine gedankliche Vorstellung, ein fiktives Gebilde.

Indem du dir dieses Muster bewusst machst und es beobachtest,
hörst du auf, dich mit ihm zu identifizieren.
Im Licht der Bewusstheit löst sich das unbewusste Muster schnell auf.
Damit sind alle Streitigkeiten und Machtspiele, die sich so zersetzend auf Beziehungen auswirken, zu Ende. Macht über andere ist als Stärke getarnte Schwäche. 

Wahre Macht kommt von innen, und sie ist dir jetzt zugänglich.


ECKHART TOLLE  - Leben im Jetzt


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