Mittwoch, 7. September 2016

Leiden in Frieden umwandeln - Eckhart Tolle





Leiden in Frieden umwandeln

In bestimmten Extremsituationen mag es dir noch immer nicht
gelingen, das Jetzt zu akzeptieren. Aber du bekommst stets
eine zweite Chance zur Hingabe. (Akzeptanz)

Deine  1. Chance ist die, dich jeden Augenblick an
die Wirklichkeit dieses Augenblicks hinzugeben.
In dem Wissen,
dass das, was ist,
nicht ungeschehen gemacht werden kann,
weil es bereits ist, sagst du ja zu dem, was ist,
und akzeptierst auch das, was nicht ist.

Dann tust du, was du tun musst 
und was die jeweilige Situation erfordert.

Wenn du in diesem Zustand des Annehmens verweilst,
schaffst du keine Negativität, kein Leiden und keinen
Verdruss mehr. Du lebst dann ohne Kampf und ohne
Widerstand, in Anmut und Leichtigkeit.

Wenn du hierzu nicht in der Lage bist und die erste Chance
verpasst hast - weil du entweder nicht genügend bewusste
Gegenwärtigkeit aufbringst, um zu verhindern, dass
gewohnheitsbedingte unbewusste Muster in dir aufsteigen,
oder weil deine Situation so extrem ist, dass sie dir unerträglich
erscheint -, dann erzeugst du Schmerz und Leiden in irgendeiner Form.

Es sieht vielleicht so aus, als würde dir die Situation das Leid bescheren,
aber das stimmt letztlich
nicht - dein eigener Widerstand ist dafür verantwortlich.

Hier ist deine 2. Chance zur Hingabe:
Wenn du das Äußere nicht akzeptieren kannst, dann akzeptiere
das Innere.

Wenn die äußeren Umstände unannehmbar für dich sind,
dann nimm die
inneren Umstände an.
Das heißt: Leiste dem Schmerz keinen Widerstand.
Lass ihn zu. (Schmerz)
Liefere dich dem
Gram, der Verzweiflung,
der Angst, der Einsamkeit oder der jeweiligen Form des Leidens ganz aus.
Beobachte sie, ohne sie gedanklich einzuordnen.
 Umarme sie. 
( Umarmen geschieht durch beobachten und fühlen)

Und dann sieh, wie das Wunder der Hingabe großes Leid in tiefen Frieden verwandelt.
Das ist deine Kreuzigung.
Lass daraus deine Auferstehung und Himmelfahrt werden.

Ist dein Leid abgrundtief, dürfte alles Reden von Hingabe sinnlos und nutzlos erscheinen.
Wenn du große Schmerzen leidest, wirst du wahrscheinlich den unwiderstehlichen Drang verspüren,
ihnen zu entrinnen, statt dich ihnen auszuliefern.
Du willst das, was du fühlst, nicht fühlen. Was könnte normaler sein!
Aber es gibt kein Entrinnen, es führt kein Weg daran vorbei.
Allerdings gibt es verschiedene Pseudomöglichkeiten zur
Flucht - Arbeit, Alkohol, Drogen, Wut, Projektionen, Unterdrückungsmechanismen usw. -,
aber sie befreien dich nicht vom Schmerz. 

Die Intensität des Leidens lässt nicht nach, wenn du es ins Unbewusste verdrängst.
Sobald du emotionalen Schmerz verleugnest,  wird alles, was du denkst und tust,
einschließlich deiner Beziehungen, davon
kontaminiert.

Du wirst sozusagen zu einem Sender, der die negative Energie aus strahlt,
die andere dann unterschwellig auffangen.
Wenn sie unbewusst sind, werden sie sich vielleicht sogar
veranlasst fühlen, dich in irgendeiner Weise anzugreifen und
zu verletzen, oder du projizierst deinen Schmerz unbewusst auf
die anderen, greifst sie an und verletzt sie.

Du ziehst immer das an und manifestierst das,
was deinem inneren Zustand entspricht.

Wenn es keinen Ausweg gibt, dann gibt es zumindest einen Weg hindurch.

Wende dich also nicht von deinem Schmerz ab.
Sieh ihm ins Auge.
Fühle ihn durch und durch.
Fühle ihn - aber denk nicht über ihn nach!

Drücke ihn aus, falls nötig,
ohne jedoch in Gedanken eine Geschichte daraus zu machen.
Richte deine gesammelte Aufmerksamkeit auf das Gefühl und nicht auf die Person,
das Ereignis oder die Situation, die
scheinbar die Ursache waren.

Lass nicht zu, dass dein Denken den Schmerz dazu benutzt, um dir daraus eine Opferidentität zu erschaffen. 
Wenn du dich selbst bemitleidest und anderen deine Leidensgeschichte erzählst, bleibst du dem Leiden verhaftet.

Da es unmöglich ist, dem Gefühl zu entfliehen, besteht
die einzige Möglichkeit zur Veränderung darin, tief hineinzugehen;
sonst wird sich gar nichts ändern.
Achte also mit gesammelter Aufmerksamkeit auf das,
was du fühlst, und lass davon ab, es in Gedanken zu etikettieren.
Sei höchst wachsam, während du in das Gefühl hineingehst.
Zuerst wirst du es vielleicht als dunkel und Angst erregend
wahrnehmen und den Drang verspüren,
dich davon abzuwenden, aber gib ihm nicht nach, sondern beobachte es nur.
Bleibe mit deiner Aufmerksamkeit
bei dem Schmerz und fühle den Kummer, die Angst,
das Entsetzen, die Einsamkeit oder was es sonst ist.

Bleibe wachsam, bleibe gegenwärtig - gegenwärtig mit deinem ganzen Sein,
mit jeder Zelle deines Körpers.
So trägst du ein Licht in die Dunkelheit: die Flamme deiner Bewusstheit.

In diesem Stadium brauchst du dich nicht mehr um Hingabe zu bemühen.
Sie geschieht bereits. Wieso?
Konzentrierte Achtsamkeit ist rückhaltloses Annehmen, ist Hingabe.
Indem du mit gesammelter Aufmerksamkeit bei der Sache bist,
bedienst du dich der Kraft des Jetzt, die nichts anderes ist als die Kraft deiner Präsenz.

In diesem Fall kann sich kein Restwiderstand irgendwo erhalten.
Gegenwärtigkeit hebt die Zeit auf. 
Ohne Zeit kann weder Negativität noch Leid fortbestehen.

Eckhart Tolle

Leben im JETZT 


Brauchen Sie Hilfe?
Ich helfe gerne.
Info:

Keine Kommentare: